
Ermanox-Aufnahme von Hans Böhm aus dem Jahr 1924
Die drei bekanntesten Ermanox-Fotografen waren allesamt Fotojournalisten. Für Amateure war die Ermanox zu teuer, und zum Fotografieren im Freien auch nicht die erste Wahl. Die Ermanox überzeugte vor allem beim Fotografieren in Innenräumen. Auch für professionelle Fotografen, die von Portraits oder Werbung lebten, konnten wenig mit der Ermanox anfangen. Unter idealen Aufnahmebedingungen brachten die klassischen großformatigen Kameras die besseren Ergebnisse.
Der erste Fotograf, der zahlreiche Fotos mit einer Ermanox aufnahm und auch veröffentlichte, war Hans Böhm. Seine Aufnahmen der Wiener Max Reinhard Bühne entstanden direkt bei den Aufführungen. Diese Aufnahmen waren zu ihrer Zeit ungewöhnlich, und sie machten ihn berühmt. Bühnenaufnahmen waren bis dahin nicht während einer Aufführung, sondern während der Generalprobe entstanden. Die Schlüsselszenen mussten dann nach der Probe für den Fotografen noch einmal als Standbild nachgestellt werden. Für die müden Schauspieler war das mehr als lästig. Der Begriff Standbild war hier wörtlich zu nehmen. Die Schauspieler mussten eine Pose einnehmen und durften sich für einige Sekunden nicht bewegen. Böhm nahm die Szenen mit seiner Ermanox dagegen direkt während den Aufführungen mit einer Belichtungszeit von 1/20 Sekunde auf. Die so entstandenen Aufnahmen zeigten eine Lebendigkeit, die man bis dahin nicht gesehen hatte. Hans Böhm emigrierte nach 1933 nach England und wandte sich später dem Film bzw. dem Kino zu.
Der wohl beste und auch berühmteste Ermanox-Fotograf war Dr. Erich Salomon. Er entstammte einer angesehenen Bankiersfamilie, war promovierter Jurist und gilt als einer der Begründer des modernen Fotojournalismus in Deutschland. Im Jahr 1927 kaufte er sich eine 4.5 x 6 Ermanox, und fotografierte mit ihr bis 1932. Diese Jahre waren entscheidend für ihn, und brachten ihm den Ruf eines Starfotografen ein. Mit der Ermanox gelangen Erich Salomon sensationelle Aufnahmen von Personen, zu denen sonst kaum jemand Zugang hatte. Er fotografierte in Gerichtssälen, auf Kongressen und auf Empfängen, er fotografierte aber auch bekannte Persönlichkeiten aus dem Kulturleben wie z.B. Marlene Dietrich oder Arturo Toscanini. Bei seinen Aufnahmen war es ihm wichtig, Menschen mit ihrer Mimik und Gestik zu zeigen. Wesentlich für seine Aufnahmen waren seine Fähigkeiten, sich in verschiedensten Gesellschaftsreisen nahezu unsichtbar zu machen. Er kleidete sich entsprechend, und konnte sich mit Diplomaten in fließendem Französisch unterhalten. Er fiel nicht auf im Parlament, nicht bei Gericht und nicht bei Veranstaltungen mit Diplomaten, Künstlern und anderen Berühmtheiten. Erich Salomon war Jude und verließ Deutschland nach der Machtergreifung. Im Jahr 1943 wurde er mit seiner Frau und seinem jüngsten Sohn in den Niederlanden von der Gestapo verhaftet und nach Auschwitz deportiert. Dort starb er vermutlich am 7. Juli 1944. Sein ältester Sohn Otto hatte rechtzeitig nach England ausreisen können, einen Teil der Original-Glasplatten seines Vaters hatte er in England in Sicherheit bringen können. Nach dem Krieg gelang es ihm, den umfangreichen Nachlass seines Vaters zusammen zu bringen und zu sichern.
Felix H. Man arbeitete, nachdem er sein Kunststudium abgeschlossen hatte, in Berlin als Illustrationszeichner. Als er keine Lust mehr verspürte, Fotos abzuzeichnen, begann er, sich voll auf die Fotografie zu konzentrieren. Er hatte damit schnell Erfolg, und lernte dann auch Simon Guttmann kennen, der gerade dabei war, den „Deutschen Photodienst“ (Dephot) zu gründen. Felix H. Man wurde Gründungsmitglied von Dephot und erhielt eine feste Anstellung. Seine Fotos erschienen in der Presse unter dem Namen „Dephot (Man)“. Im Januar 1931 entstand seine wohl bekannteste Fotoserie „Ein Tag im Leben Mussolinis“. Er hatte diese Aufnahmen alle mit einer Ermanox aufgenommen. Nach 1933 emigrierte er nach England, weil er mit der „ganzen Hitlerei", wie er es nannte, nichts zu tun haben wollte. In England arbeitete er dann zunächst weiter als Fotojournalist, wandte sich dann aber mehr der Kunst zu. Er sammelte Lithografie und und schrieb über sie.
Erich Salomon, Felix H. Man und Hans Böhm waren Ermanox-Fotografen, die in den 1920er Jahren unabhängig voneinander zur Überzeugung gelangt waren, dass die bisherigen Arbeitsweise der Fotografen wegen den vielen fotografischen Inszenierungen in eine Sackgasse geraten waren. Sie versuchten deshalb, neue Sichtweisen zu schaffen, und möglichst ohne Inszenierungen zu fotografieren. Der Schlüssel dafür war, als Fotograf nicht sichtbar in Erscheinung zu treten. Sie legten großen Wert darauf, echte Situationen aufzunehmen. Die Ermanox war zwischen 1924 und 1932 das beste Werkzeug dafür, das es gab. Ab 1932 übernahm dann die Leica diese Funktion.

Ermanox-Aufnahme von Felix H. Man aus dem Jahr 1930

Ermanox-Aufnahme von Erich Salomon aus dem Jahr 1931